»Chi dara fine al fran dolore?« - Echo: »L'ore.«
(»Wer beendet diese große Trauer?« - Echo: »Die verstreichenden Stunden.«)

Sonntag, 31. Januar 2010

Griechische Mythologie: Echo

Fasziniert von Worten, die ich gerade in einem Buch las, muss ich unbedingt etwas dazu in mein Blog schreiben. Es war etwas, dass mich so begeisterte, dass ich erst einmal etwas darüber im Internet lesen musste. Bei dem Buch, das ich gerade lese, handelt es sich um Das Haus geschrieben von Mark Z. Danielewski. In diesem wurde gerade von der aus der griechischen Mythologie bekannten Nymphe ᾿Ηχώ (zu Deutsch: Echo) erzählt:
Zur Illustration der mannigfachen Resonanzen, die in einem Echo vorkommen, haben die alten Griechen die Geschichte von einer schönen Bergnymphe erfunden. Diese hieß Echo, und sie beging den Fehler, Zeus bei einer seiner sexuellen Eroberungen zum Erfolg zu verhelfen. Hera kam dahinter, und sie bestrafte Echo, die fortan nichts mehr sagen konnte als die jeweils letzten Worte, die man an sie gerichtet hatte. Bald darauf verliebte sich Echo in Narziss, der jedoch ausschließlich von sich selbst besessen war, sodass sie sich nach und nach verzehrte, bis einzig ihre Stimme übrigblieb. In einer weniger bekannten Version dieser Sage verliebt sich Pan in Echo. Echo jedoch weist seine amourösen Avancen zurück, und Pan, der ja der Gott der Höflichkeit und Selbstbeherrschung ist, reißt sie in Stücke und begräbt alles bis auf ihre Stimme. Adonta ta melê.1 In beiden Fällen führt unerfüllte Liebe zur vollständigen Auslöschung von Echos Körper und beinahe auch zur Auslöschung ihrer Stimme.
Doch Echo ist eine Aufrührerin. Allen ihr von den Göttern auferlegten Beschränkungen zum Trotz gelingt es ihr, das Urteil jener Götter zu unterlaufen. Schließlich sind ihre Wiederholungen alles andere als digital, wenn schon, dann ja wohl eher analog. Echo färbt die Wörter ein mit einer leisen Spur von Kummer (in der Sage von Narziss) oder Anklage (in der Sage von Pan), Spuren, die im Original gar nicht vorkommen. Wie schon Ovid in seinen Metamorphosen bemerkte:
Spreta latet silvis pudibundaque frondibus ora protegit et solis ex illo vivit in antris; sed tamen haeret amor crescitque dolore repulsae; extenuant vigiles corpus miserabile curae adductique cutem macies et in aera sucus corporis omnis abit; vox tantum atque ossa supersunt: vox manet, ossa ferunt lapidis traxisse figuram. Inde latet silvis nulloque in monte videtur, omnibus auditur: sonus est, qui vivit in illa.2
Um es noch einmal zu wiederholen: als Schall nur bleibt sie lebendig. Sie verfügt über eine Qualität, die im Original nicht vorkommt, was nur beweist, dass eine Nymphe eine andere, sinnreichere Geschichte wiedergeben kann, selbst wenn sie dieselbe Geschichte erzählt.


1 Adonta ta … = »Ihre noch singenden Glieder.«
2 Eloquent und wortgewaltig übersetzt Thassilo von Scheffer: »Also verschmäht, verbirgt sie sich in Wäldern, und schamvoll / deckt sie ihr Antlitz mit Laub und lebt in einsamen Grotten. / Aber die Liebe bleibt und wächst im Schmerz der Verschmähung, / dauernder Kummer verzehrt den Leib des bekümmerten Mädchens. / Siech schrumpft ihr die Haut, und in die Lüfte entweichen alle Säfte des Körpers. Es bleiben nur Knochen und Stimme, / dann nur Stimme, man sagte: die Knochen wurden zu Steinen. / Immer noch birgt sie der Wald, und nie auf Bergen gesehen, / wird sie von allen gehört: als Schall nur bleibt sie lebendig.«

Quelle: Danielewski, Mark Z.: Das Haus. Übersetzt von Chrstia Schuenka unter Mitarbeit von Olaf Schenk, Stuttgart (btb) 2007, S. 54-55.
Ich weiß gerade selbst nicht mehr so genau, warum ich euch das eigentlich mitteile, aber ich find es sehr schön und es ist eine schöne Geschichte der griechischen Mythologie, von jener war ich schon immer sehr fasziniert, vielleicht mag es daran liegen. Es ist wieder etwas Schönes, das ich dazu gelernt habe, eine schöne Geschichte, die man auch mal erzählen kann. Und heute, in diesen späten Abendstunden, zuerst den Lesern dieses Blogs.

2 Kommentare:

  1. hey!

    Auf deinem Seelensammelplatz ist es aber ganz schön ruhig geworden... schade, deine Beiträge waren gut!

    Ich habe meine URL (zu letzten Mal jetzt^^) geändert, man findet mich jetzt unter: http://pencilandadream.blogspot.com/

    Gruß
    TT

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  2. Hey!

    Ja, derzeit scheint es hier eher ruhig. Vielleicht fällt mir ja mal die Tage was ein, worüber ich schreiben könnte.

    Vielen Dank für das Mitteilen der Adressänderung.

    Gruß
    Der Autor

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