»Chi dara fine al fran dolore?« - Echo: »L'ore.«
(»Wer beendet diese große Trauer?« - Echo: »Die verstreichenden Stunden.«)

Sonntag, 31. Januar 2010

Der Weg zum Neuen

Heute Morgen, als ich aus dem Fenster sah, merkte ich: es schneit. Die weiße Pracht; Stille, die mit ihr kommt. Diese verschneite Welt ist wirklich etwas Schönes, meine dazu gegenteilige Meinung als Autofahrer dürftet ihr euch denken können. Gestern habe ich überlegt, was ich am nächsten Tag in mein Blog schreibe. Mein Creative Moments half mir dabei sehr. So blätterte ich ein wenig und fand auch schnell ein Gedicht, über das ich gerne schreiben würde. Mit diesem Gedicht verbinde ich fiel, da es mich an alte Zeiten erinnert, in denen ich stark mit mir selbst kämpfte. Das Gedicht entstand zwar viel später, aber es passte trotzdem sehr gut:


Ungeoutet | verfasst: 26.02.2009

Schwaches Licht,
Durch Efeu dringend.
Ein Gefühl von Schwedischen Gardinen.
Nur ein Raum -
Und ich selbst allein.

Die Gedanken kreisen.
Ein Ende?
Nicht in Sicht.

Die Tür lockt,
Möcht' sie öffnen.
Doch Angst begleitet mich -
Und siegt.

Drehe mich im Kreis,
Hoffe, die Gedanken bleiben endlich stehen -
Doch vergebens.

Spüre, der Efeu wird dichter -
Das Sonnenlicht erlischt.
Dunkelheit umgibt mich.
Hoffe, ich bin allein -
Doch ich weiß es nicht.

Nun sitzend an der Wand,
Schließe meine Augen.
Müdigkeit schleicht umher,
Langsam mich durchdringend.
Sammle meine Gedanken -
Die Müdigkeit übermannt.

Die Augen noch schwer,
Der Rücken schmerzt.
Öffne langsam die Augen
Und sehe schwaches Licht...


Erst einmal werde ich nun darauf eingehen, warum und wo ich es geschrieben habe. Vor knapp einem Jahr habe ich eine einwöchige Untersuchung in einer Tagesklinik gehabt. Hierbei ging es um Allergien vor allem auf Lebensmittel, da ich des Öfteren Bauchschmerzen oder auch Magenkrämpfe habe. In dieser Klink hatte ich dann also ein kleines Zimmer, kriegte jeden Morgen einen Zugang gelegt und durfte dann dort von 8:00 bis 17:00 Uhr meinen Tag verbringen. Ab und an haben die Doktoren und Schwestern Tests mit mir durchgeführt, dann hieß es wieder warten. Ich empfand es als sehr anstrengend dort zu sitzen und so wenig zu tun zu haben, fühlte mich ein wenig wie als wäre ich eingesperrt. Natürlich hatte ich mir ein Buch und Schreibzeug mitgenommen, worauf ich aber leider erst am zweiten Tag kam. So saß ich dort also, alleine in diesem kleinen Zimmer am Schreibtisch und schaut aus dem Fenster, welches leicht mit Efeu bewachsen war. Es war eigentlich ein schöner Ausblick, ich schaute direkt in einen kleinen zugewucherten Garten, mehr Unkraut als wirklich schöne Blumen. Es war aber trotzdem irgendwie ein beengendes Gefühl, auch wenn ich ab und an Gesellschaft hatte. Die meiste Zeit lag ich auf dem Bett und sinnierte über die verschiedensten Dinge oder schlief einfach nur.

Eine berechtigte Frage wäre nun, warum das Gedicht dann aber Ungeoutet heißt. Dieses bedrückende Gefühl, sodass man nicht weiter weiß und jeden Tag wiederholt es sich. Man möchte aus dieser Enge, aber man traut sich nicht. Es erinnerte mich einfach an die Zeit, als ich noch ungeoutet war. Im zarten Alter von ca. 12 Jahren entdeckte ich nämlich auch eine Seite an mir, die ich vorher noch nicht kannte. In diesen Jahre n wollte ich dies natürlich alles nicht wahr haben, geredet mit keinem darüber, außer mit einer guten Freundin. Das Internet diente als Informationsquelle, doch redete ich mir immer wieder ein, dass ich nicht homosexuell bin, sondern dies einfach nur eine Phase ist oder, dass ich gar bisexuell bin. Es war ein langer Weg der Selbstfindung bis ich es mir wirklich eingestand. Ich fühlte mich als Außenseiter, wollte meine Eltern ja auch nicht enttäuschen.

Als ich mit 17 Jahren mein erstes Date mit einem Mann hatte, änderte sich alles recht schnell. Ich gestand mir mit ca. 16-17 Jahren schon selbst ein, dass ich wirklich schwul bin. Diesen jungen Herren hatte ich über das Internet kennengelernt, er war damals 25 und wie sich später herausstelle: meine erste Liebe. Beflügelt durch diese Gefühle der Geborgenheit und Selbstsicherheit fiel mir das Leben und der Umgang mit dem schwulen Dasein leichter. Daraufhin erzählte ich es einigen Freundinnen, welche alle sehr gut darauf reagierten. Leider machte es auch schnell die Runde durch mein Dorf, aber irgendwie auch nur bei meiner alten Schulklasse. Es hielt sich also noch in Grenzen. In meiner neuen Klasse, da ich von der Realschule auf ein Gymnasium gewechselt bin, wussten es nur meine drei besten Freundinnen, die ich dort hatte. Ich baute mir also erst einmal einen kleinen Kreis von "Eingeweihten" auf.

Mit meinen Freundinnen redete ich viel darüber, sie hatten natürlich auch Frage, neugierig wie Menschen eben sind. Mit der Zeit beschloss ich es meinen Eltern zu sagen, danach meinem Bruder. Meine Eltern reagierten gelassen, nicht überaus positiv, aber auch auf keinen Fall negativ. Die Worte meines Vaters waren einfach nur: "Pass nur auf wem du es erzählst." und diesen kleinen Satz habe ich bisher immer beachtet. Mein Bruder reagierte völlig anders und zwar mit den Worten: "Dachte ich mir schon." Im zweiten Satz kam dann die Frage, ob er es seiner Freundin und einem Freund erzählen dürfe, wogegen ich nichts einzuwenden hatte.

Mittlerweile sind nun schon ca. 3½ Jahre seit diesem Prozess vergangen und mir geht es soweit sehr gut damit. Ich habe viele Leute in dieser Szene kennengelernt und es macht auch mal Spaß nur mit Schwulen zu feiern, auch wenn es manchmal sehr anstrengend werden kann. Vielleicht versteht ihr ja auch jetzt besser, warum ich das Gedicht Ungeoutet genannt habe. Ich kann diese Situation einfach sehr gut nachfühlen, wie man sich frei kämpfen und frei sein will, aber sich nicht traut, Angst vor Konsequenzen oder möglicherweise auch vor Verlusten hat. Es ist nie klar, wie ein Mensch darauf reagiert - und seine Freunde will man ungern verlieren, jedenfalls wenn man so unsicher ist. Heutzutage würde ich sagen, dass man einen Freund dadurch erst dann wirklich erkennt, wenn er sich damit arrangiert und zu einem steht und das man nicht auf Unverständnis stößt.

Soweit zu der Geschichte dieses Gedichtes. Wenn ich wieder so aus dem Fenster schaue und sehe wie schön es ist, merke ich doch aber wie die Kälte in meine Knochen kriecht, und das nur beim Anblick. Trotz der Schönheit dieses Anblicks wünsche ich mir den Sommer und die Wärme wieder. So, wie sich die Jahreszeiten immer wieder ändern, ändert sich auch der Mensch in seinem Leben. Vielleicht mag manches vorherbestimmt sein, doch das weiß man nicht. Aber man sollte das Beste daraus machen - und ich will wieder den Sommer!

2 Kommentare:

  1. Hut ab, Daumen hoch, und was es sonst noch an anerkennende Metaphern gibt.

    Mutig von dir - und ein Hoch auf dein tolerantes Umfeld!

    Gruß
    TT

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  2. Ich bin darüber auch sehr glücklich. Danke. ;)

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